Kunst und Informatik. Auf den ersten Blick erscheinen diese beiden Disziplinen sehr weit voneinander entfernt. Doch sie haben mehr gemeinsam, als man denkt.
Wie komplementieren sich diese beiden Bereiche? Und wie lebt es sich mit einem Bein in beiden Welten?
Aus ganz individueller Perspektive beleuchtet Elizabeth Pich, Software Engineer bei sequire technology und Comiczeichnerin, dieses Thema. Sie studierte Informatik an der Universität des Saarlandes und Kommunikationsdesign an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Darüber hinaus ist sie Mitbegründerin des Comic Symposiums in Saarbrücken. International bekannt ist sie als Teil des Duos „war and peas“ (mit Jonathan Kunz) sowie mit ihrem Soloprojekt „Fungirl“. |
Eine der fundamentalsten Gemeinsamkeiten von Kunst und IT ist, dass sie von Kreativität und Innovation angetrieben werden. Kreativität ist schwer zu definieren. Es scheint ein magisches Elixier zu sein, von dem niemand genau das Braurezept kennt. Es ist unumstritten, dass Kreativität in so gut wie jedem Beruf von Vorteil ist. In der IT wird sie dringend benötigt, um technische Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln. In der Kunst ist sie Voraussetzung, um innovative Werke zu erschaffen, die uns berühren, bilden, unterhalten oder irritieren.
Kreativität wird begünstigt, wenn wir einen Raum schaffen, in dem experimentiert werden darf. Experimentieren führt zu innovativen Lösungen und macht nebenbei auch Spaß. In einem Raum, in dem alles gefragt werden darf, entstehen die interessantesten Dinge. John Cleese spricht in seinem Vortrag über Kreativität vom ‘offenen Modus’. Das ist der Modus, in dem wir frei sind, ganz unserer Neugier nachgehen und auch bisher Untersagtes oder Unmögliches auszuprobieren. Davon profitieren wir bei der Suche nach Lösungen.
Dieser Vortrag hat mich im Studium oft inspiriert. Der offene Modus hat mir nicht nur geholfen in meiner künstlerischen Arbeit, sondern auch in der IT, bei der es oft um frustrierende Knobelaufgaben geht. Dieser Spaß daran, Dinge zu lernen und Probleme zu lösen, ist einer der wesentlichen Aspekte, der mich an der Informatik angezogen hat. Es ist eine Art, sein Gehirn zu nutzen und zu schärfen, die ich zuvor nicht kannte. Und weil es Spaß macht, ist man auch bereit, Frustration auszuhalten und weiterzumachen. Was man wiederum auch in der Kunst braucht. So befruchtet sich das gegenseitig.
In der Kunst, wie in der IT, geht es um die Auseinandersetzung mit der Welt und den Menschen, die darin leben. Die Technologie ist für den Menschen da und nicht der Mensch für die Technologie. In der Kunst möchten wir die menschliche Natur verstehen, berühren und mit ihr kommunizieren. In der IT entwickeln wir Technologie mit dem User im Mittelpunkt.
Auch das ist eine fundamentale Aufgabe, die mich in der Informatik reizt. Hat man Glück, arbeitet man an etwas, das man wichtig findet, was andere brauchen, und was von ihnen gerne genutzt wird. Man hat mit seiner Arbeit ein Problem gelöst, das Leben von jemandem einfacher gemacht oder jemanden unterhalten.
Das erfüllt den Schöpfergeist. Den Schöpfergeist, den man als Künstler auch hat. So hat man wieder eine schönen Pfeiler, auf dem beide Bereiche stehen. Das ist eine der schönsten Seiten der beiden Berufe: die Möglichkeit, ganze Welten aus dem Nichts zu erschaffen.
ELIZABETH PICH
Softwareentwicklerin und Comic-Zeichnerin
sequire technology
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